Trauer um getöteten Kollegen in Gaza
Am 05. November 2023 wurde einer unserer Kollegen, zusammen mit seiner Familie, bei der Bombardierung seines Wohnhauses in Gaza-Stadt getötet. Das gesamte Team von Médecins du Monde ist bestürzt über den gewaltsamen Tod und in tiefer Trauer. Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie und unserem Team vor Ort.
Maysara Rayyes war 28 Jahre alt und lebte in Gaza-Stadt im Norden des Gazastreifens. Nachdem er sein Medizinstudium in London beendet hatte, entschied er sich in seine Heimat zurückzukehren, um dort als Arzt zu arbeiten. Zwei Jahre lang war er bei Ärzte der Welt als Notfallarzt tätig. Seit mehreren Tagen wurde Maysara vermisst, bis uns gestern die traurige Nachricht erreichte, dass er bei einem Angriff auf sein Wohnhaus mit mehreren seiner Familienmitglieder getötet wurde.
Nach der Bombardierung ihres Hauses waren Maysara und seine Familie mehr als 48 Stunden lang unter den Trümmern begraben. Die Ankunft der Bulldozer verzögerte sich, weil es an Treibstoff mangelt, der für Krankenhäuser, Krankenwagen und Suchaktionen unerlässlich ist. Die Rettungsmission musste dann aufgrund der Bombardierungen in der Gegend abgebrochen werden. Die vorläufige Opferzahl, die sich allerdings noch ändern kann, wird auf 14 Personen geschätzt.
Da Maysara sich um seine älteren Eltern und Schwiegereltern kümmern musste, die aufgrund ihres Zustandes nicht in der Lage waren, ihr Zuhause zu verlassen, war es ihnen nicht möglich in den Süden zu fliehen, wie von der israelischen Armee angeordnet.
Einige Tage vor seinem Tod hatte Maysara einem Freund diese Nachricht zukommen lassen:
„Wenn ich einen fröhlichen Moment mit meiner Familie erlebe, stelle ich mir vor, dass vielleicht auch die Familien, die bombardiert wurden, einen glücklichen Moment erlebt haben, bevor sie getötet wurden … Ich stelle mir vor, wie ich selbst unter den Trümmern liege und ich habe Angst vor dem Gedanken, dass ich unter den Trümmern meines Hauses noch am Leben bin.“
Wir sprechen seinen Angehörigen und unserem Team vor Ort, das bereits seit mehreren Wochen unermesslichen Belastungen standhält, unser tiefstes Beileid und Mitgefühl aus.
Heute haben wir einen unserer Mitarbeiter und einige seiner Familienangehörigen verloren. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen von Maysara und unseren Teams vor Ort. Diese Tragödie hätte vermieden werden können, wenn es einen Waffenstillstand gegeben hätte, wie wir ihn seit mehreren Wochen fordern.