Nach Einfrieren der US-Auslandshilfe: Die mobile Klinik von Médecins du Monde in Mexiko weigert sich, die Kranken am Strassenrand stehen zu lassen
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© MdM Schweiz
Für Médecins du Monde Schweiz hat das Einfrieren der humanitären Hilfe durch die US-Regierung den Beigeschmack eines doppelten Urteils: Die Gesundheitsversorgung der Migranten:innen im Norden von Chiapas und Tabasco ist in grossem Ausmass gefährdet. Die Massnahme ist radikal und ihre Auswirkungen sind verheerend. Für Tausende von Menschen ist der Zugang zu grundlegender medizinischer Versorgung und lebenswichtiger Hilfe bedroht. Die Einstellung dieser Hilfsgelder ist bereits weltweit spürbar. Médecins du Monde Schweiz verpflichtet sich, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um ihre wichtigsten Hilfeleistungen ohne Unterbrechung aufrechtzuerhalten. Unsere Teams vor Ort und in der Schweiz sind mobilisiert, um die Auswirkungen dieser Entscheidung zu begrenzen und diejenigen zu schützen, die auf lebenswichtige Hilfe angewiesen sind.
Angesichts dieser Krise hat sich Médecins du Monde Schweiz entschieden, die Aktivitäten momentan nicht einzustellen. Es wäre unverantwortlich und widerspräche den Werten unserer Organisation, in Behandlung befindenden Patientinnen und Patienten sowie weitere notleidenen Personen im Stich zu lassen. Médecins du Monde Schweiz wird daher ihre Aktionen für eine Übergangszeit von sechs Wochen aus eigenen Mitteln finanzieren. Wie es danach weitergehen soll, ist noch offen.
Die humanitäre Hilfe steht vor grossen Herausforderungen
Über die unmittelbare Dringlichkeit hinaus wirft diese Situation entscheidende Fragen über den zukünftigen Einsatz von Médecins du Monde Schweiz in den mexikanischen Regionen Palenque, Villahermosa und Tenosique auf. Denn die Entscheidung der US-Regierung führt zu dramatischen Auswirkungen.
„In einer Zeit der drastischen Veränderung der Werte ist unser erstes Anliegen, den Zugang zur Gesundheitsversorgung für die Schwächsten aufrechtzuerhalten. Unsere mobile Klinik ist ein geeignetes, leistungsstarkes Instrument, das einem akuten Bedarf entspricht. Heute sind wir auf die Mobilisierung und Solidarität aller angewiesen. Indem wir dieses Projekt weiterführen, verteidigen wir unsere wichtigste Aufgabe: Ungerechtigkeit heilen“, betont Antoine Lissorgues, verantwortlicher Koordinator Mexiko von Médecins du Monde Schweiz.
Wenn das humanitäre Ökosystem geschädigt wird,sind die Begünstigten die ersten Opfer
Diese Tatsache ist umso besorgniserregender, als auch die staatlichen Finanzierungen in Europa zurückgehen. Auch die Schweiz ist betroffen: Das Parlament kürzt das Budget für Entwicklungshilfe im Jahr 2025 um 110 Millionen Franken. Diese Budgetkürzung droht die Schwierigkeiten, mit denen die humanitären Organisationen konfrontiert sind, noch zu verstärken. Die direkten Folgen sind absehbar und werden sich insebesondere auf das Leben und die Gesundheit der am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppen auswirken.
Médecins du Monde Schweiz wird keine Kompromisse bei der Vielfalt und der Inklusion eingehen, den grundlegenden Prinzipien für die humanitäre Arbeit. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle NGOs weiterhin ihren Werten treu bleiben und die Zivilgesellschaft angesichts dieser beispiellosen Krise mobilisiert werden.
In den kommenden Zeiten werden die Organisationen gezwungen sein, neue Finanzierungsquellen zu finden und zu diversifizieren. Médecins du Monde Schweiz appelliert deshalb an die Grosszügigkeit und das Verantwortungsbewusstsein aller Akteure und Akteurinnen.
“Wir sind entschlossen, unsere Mission fortzusetzen und die Rechte der Verletzlichsten zu verteidigen.”