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Bericht von Médecins du Monde: Hunger wird in Gaza als Waffe eingesetzt

News 13.05.2025
Malnutrition, Gaza 2025 © Médecins du Monde

© MdM

  • Bericht von Médecins du Monde: Hunger wird in Gaza als Waffe eingesetzt

Nach rund eineinhalb Jahren Krieg ist die akute Unterernährung im Gazastreifen so groß wie in Ländern, die bereits seit vielen Jahren krisengeplagt sind. Das zeigt ein alarmierender Bericht von unseren Hilfsorganisation.

Die Ursache für den dramatischen Ernährungszustand der Bevölkerung des Gazastreifens ist die Blockade durch Israel. Ärzte der Welt ruft die Staatengemeinschaft dazu auf, umgehend zu handeln, um Erkrankungen und Todesfälle durch Unterernährung zu verhindern.

Bei den von Ärzte der Welt in Gesundheitszentren in den Bezirken Deir al-Balah und Khan Yunis untersuchten Kindern lag die Rate akuter Unterernährung 2024 bei 12 Prozent. Damit war die Zahl höher als im Jemen, einem Land, das schon seit über zehn Jahren umkämpft und laut UN eines der weltweit am schwersten von Lebensmittelunsicherheit betroffenen Länder ist. Dort lag die Zahl akut unterernährter Kinder in von Ärzte der Welt unterstützten Kliniken im vergangenen Jahr bei rund 11,5 Prozent.

Der Hunger als Kriegswaffe führt uns von einer humanitären Krise zu einer Krise der Menschlichkeit und zu einem moralischen Bankrott. Die Untätigkeit von Drittstaaten, die über die Mittel verfügen, Druck auf die israelischen Behörden auszuüben, damit sie diese mörderische Belagerung beenden, ist unerträglich und könnte nach internationalem Recht als Beihilfe angesehen werden.

Morgane Rousseau

Geschäftsleiterin von Médecins du Monde Schweiz

Die Ursache für die gefährliche Lebensmittelknappheit im Gazastreifen wird deutlich, wenn man die in den vergangenen zehn Monaten von Médecins du Monde erhobenen Zahlen betrachtet:

  • Im November 2024 erreichte die Rate der akuten Unterernährung bei Kindern mit 17% den höchsten Wert, den Médecins du Monde im Jahr 2024 verzeichnet hat. Dieser Anstieg fiel mit dem drastischen Rückgang der Zahl der Lastwagen mit humanitären Gütern zusammen, die im Oktober 2024 in die Enklave einreisen durften. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 waren laut Weltgesundheitsorganisation nur 0,8% der Kinder unter fünf Jahren in Gaza akut unterernährt.

 

  • Der Waffenstillstand, der am 19. Januar 2025 in Kraft trat, führte zu einer teilweisen Aufhebung der israelischen Restriktionen und einem Anstieg der Lebensmittellieferungen. Als Resultat sank die Rate der akuten Unterernährung bei den von Médecins du Monde untersuchten Kindern stark: von 17% im November 2024 auf 2,7% im Februar 2025.

 

  • Dieser Fortschritt wurde jedoch schnell wieder rückgängig gemacht von der Totalblockade humanitärer Güter durch die israelischen Behörden sowie die Verletzung des Waffenstillstandsabkommens und Fortsetzung der Kampfhandlungen durch das israelische Militär. Im April 2025 litt eine von fünf der in den Ärzte der Welt-Gesundheitszentren untersuchten schwangeren und stillenden Frauen sowie fast eines von vier Kindern an akuter Unterernährung oder war von akuter Unterernährung bedroht.

Die Fakten sind eindeutig: Diese Ernährungskrise, die das Leben Tausender Palästinenser*innen gefährdet, ist menschengemacht und geht auf Entscheidungen der israelischen Behörden zurück, die humanitäre Hilfe für den Gazastreifen nur teilweise genehmigen oder ganz blockieren.

Hintergrund: Von Juli 2024 bis April 2025 hat Médecins du Monde 10.740 Kinder zwischen 6 and 59 Monaten und 3.963 schwangere und stillende Frauen in sechs Gesundheitszentren in den Bezirken Deir al-Balah, Khan Yunis, Gaza-Stadt und Rafah auf ihren Ernährungszustand untersucht.